Nicht erst die Reformation machte Wittenberg zur bedeutenden Stadt. Bereits der Kurfürst von Sachsen-Wittenberg, der Askanier Rudolf II. wählte die Stadt als Residenz. Damit wurde sie zum Zentrum des Kurfürstentums Sachsen-Wittenberg. Das Grab Rudolf II. vermutete man bis zum Jahr 2009 in der Schlosskirche. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Gebeine der Herzöge in die Schlosskirche umgebettet. Erst die Ausgrabungen am zukünftigen Stadthaus brachten 2009 neue Erkenntnisse. In den Mauern der ehemaligen Franziskanerklosterkirche befand sich das Grab des Kurfürsten mit seiner Frau und Tochter. Sämtliche Planungen wurden geändert. In der ehemaligen Franziskanerklosterkirche wird nun die Geschichte der Askanier und damit der Ursprung des heutigen Sachsen-Anhalt präsentiert.
Ausgangspunkt für die Planung und Umsetzung der „Historischen Stadtinformation“, als neuen Anziehungspunkt der Lutherstadt, war die spektakuläre Auffindung der Gruft von Kurfürst Herzog Rudolf II. von Sachsen-Wittenberg (1356 – 1370) mit Schwert und Siegel im Februar 2009 bei bauvorbereitenden Ausgrabungen durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.
Die Dynastie der Askanier zählte zu den wichtigsten Adelshäusern des Mittelalters. Als Kurfürsten gehörten sie zum exklusiven Wahlgremium, das die deutschen Könige kürte. In die Führung des Heiligen Römischen Reiches waren sie tief eingebunden. In Wittenberg hatten sie ab 1273 ihre Familiengrablege. Die Stadt wird ihr wichtigster Residenzort.
Erstmals wird der prägende Einfluss dieses askanischen Zweiges für Wittenberg, das Land Sachsen-Anhalt und den mitteldeutschen Raum von Brandenburg bis Sachsen in einer zeitgemäßen Präsentation vorgestellt.
Das historische Erbe der Askanier ist vielfältig, doch nach deren Aussterben 1422, gerät die Geschichte der Familie weitgehend in Vergessenheit. Am ursprünglichen Ort des Familiengedenkens werden Spuren ihrer historischen Bedeutung nun wieder sichtbar.
Biographisch orientiert, wird die Geschichte dieser Herrscherdynastie erlebbar gemacht. Dies geschieht auf neuartige Weise in der Verbindung von mittelalterlicher Bildsprache und monumentaler Kunst. Neben der spektakulären Rauminszenierung finden sich am originalen Platz der askanierzeitlichen Klosterkirche vertiefende Informationen.
Das wissenschaftliche und szenographische Konzept für die „Historische Stadtinformation“ entwickelte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Die künstlerische Gestaltung erfolgte durch Karl-Heinz Steck.
Für die Bauplanung, Bauausführung und Projektsteuerung war die Sachsen-Anhaltinische Landesentwicklungsgesellschaft (SALEG) als Bauherr, im Auftrag der Lutherstadt Wittenberg, verantwortlich.